Mentales Training

Mentales Training für die Geburt

Der Bauch wächst, die ersten Wochen der Schwangerschaft sind vorbei. Irgendwann stellt sich die Frage: Was mache ich als Geburtsvorbereitung?

Gar nichts, einen Crashkurs als Paar am Wochenende, einen „klassischen“ Kurs über mehrere Wochen oder einen Kurs mit Mentalem Training? Die Angebote sind vielfältig. Und die Entscheidung fällt gar nicht so leicht – außer die Freundin hat eine Kursleitung empfohlen.

Im Folgenden soll es um das Mentale Training zur Geburtsvorbereitung gehen.

Der Bauch wächst, die ersten Wochen der Schwangerschaft sind vorbei. Irgendwann stellt sich die Frage: Was mache ich als Geburtsvorbereitung?

Gar nichts, einen Crashkurs als Paar am Wochenende, einen „klassischen“ Kurs über mehrere Wochen oder einen Kurs mit Mentalem Training? Die Angebote sind vielfältig. Und die Entscheidung fällt gar nicht so leicht – außer die Freundin hat eine Kursleitung empfohlen.

Im Folgenden soll es um das Mentale Training zur Geburtsvorbereitung gehen.

Mentaltraining wird inzwischen häufig bei Leistungssportlern angewandt. Im Coaching und in Führungsschulungen haben sich diese Methoden längst etabliert. Und was sich dort durchgesetzt hat, darf auch gerne uns Frauen beim Gebären helfen!

Den Weg ins Leben mithilfe von Imagination zu bahnen und einen Zugang zu innerer Stärke zu schaffen ist ja nicht neu. Bestimmt haben schon immer erfahrene Hebammen Frauen auf besondere Weise unterstützt: Mit Worten, Tönen oder Musik. Und das lange bevor Milton Erickson die moderne Hypnotherapie prägte und Begriffe wie Mentales Training oder Hypnobirthing erdacht wurden.

Aber um was geht es dabei genau?

Unser Leben verläuft in verschiedenen Bewusstseinszuständen. Im Traum, im Halbschlaf oder bei einem Hobby erleben wir uns anders als bei der Arbeit. Und jeder Zustand geht mit einer unterschiedlichen Hirnaktivitäten einher. Schlicht ausgedrückt: Unser Hirn wechselt je nach Aktivität sozusagen die Wellenlänge. Unsere Neurologie kann zwischen verschiedenen Zuständen hin und her wandern: Wenn wir eine Tasse Tee trinken und aus dem Fenster schauen sind wir in einem anderen „Bewusstseinszustand“ als bei einem Vorstellungsgespräch. Bei einem Hobby, das wir lieben, vergeht die Zeit oft viel schneller und „anders“ als vielleicht beim Wohnungsputz. Na ja, vielleicht nicht bei allen Menschen... aber zumindest bei den meisten dürfte das so sein.

Im Alltag produziert unser Hirn häufig sogenannte Beta-Wellen. Die sind ziemlich praktisch, um den Alltag zu bewältigen. Das ist der Zustand, in dem wir denken. In sehr entspannten Momenten und im Halbschlaf bewegen wir uns im Bereich der Alpha- und Thetawellen. In dieser Verfassung kann unser System besonders gut aufnehmen, verarbeiten, lernen und kreativ sein. Oft erleben wir hier Zeit ein wenig anders, sie „verfliegt“. Wir haben weniger unseren Willen, dafür mehr unser Unterbewusstsein mit im Boot. Ein Beispiel: Vermutlich haben manche schon erlebt, mit einer guten Idee oder gar Lösung für ein Thema aus dem Halbschlaf zu erwachen, die wie von selber zu uns gekommen ist.

Was liegt näher, als diese Zustände auch für die Geburt zu nutzen?

Jene, in denen wir uns aufnahmefähig, kreativ und hoffnungsvoll fühlen. In denen wir Zugang zu unseren Stärken und unserer Intuition haben. Denn mit ein wenig Anleitung können wir diese Zustände bewusst nutzen. Wir können in einem Kurs Entspannung erleben und auf Entdeckungsreise gehen: Wir können positive Erlebnisse erinnern und in die Welt unserer inneren Bilder eintauchen –

und so Bilder finden, die helfen, uns leichter zu entspannen und jene, die uns bei den Wehen unterstützen. Alle Methoden des Mentalen Trainings zur Geburtsvorbereitung, die ich kenne, wollen die Geburt und insbesondere die Wehen leichter machen.

Bei aller Begeisterung ist mir wichtig, hier die Grenzen zu nennen:

Als langjährige Geburtsvorbereiterin halte ich die Idee für wenig hilfreich, den Schmerz ganz „wegzuatmen“. Auch wenn (sehr, sehr wenige( Frauen mir von einer nahezu schmerzfreien Geburt berichtet haben, so sind diese die große Ausnahme.

Bei den meisten Frauen ist der Geburtsprozess mit Schmerz verbunden. Ich erlebe in Berichten immer wieder, dass das Ideal der Schmerzfreiheit mancher Frau bei der Geburt eher im Wege stand. Denn wenn´s in diesen Stunden dann nicht so ideal läuft, kann unser Bewusstsein ganz schnell in ungute Zustände kippen: Gefühle von Resignation und „etwas nicht richtig zu machen“ entstehen. Ich sehe daher die Stärke einer mentalen Vorbereitung im weiten Bereich zwischen „gar kein Schmerz“ und „unerträglichem Schmerz“. Da ist ja einiger Raum dazwischen.

Bei den Wehen so atmen zu können, dass der Schmerz in einem annehmbaren Bereich bleibt, kann also ein wunderbares Ziel sein.

Nun vermittelt eine gute Geburtsvorbereitung mehr als Entspannung und eine Atemtechnik für die Wehen. Es ist gut, wenn ein Mentales Training auf tragfähigen Boden steht: Ein vollständiger Kurs sollte Wissen über den Ablauf einer Geburt und das Wochenbett vermitteln. Stellungen und Massagetechniken, die während der Wehen unterstützen, sollten ganz praktisch geübt werden. Es wäre auch gut, darüber zu reden, wie unser Hormonsystem und unsere Emotionen die Wehen beeinflussen – und noch Vieles mehr.

Auch wären ein paar Tipps für den Umgang mit dem „System Klinik“ hilfreich. Wenn die pragmatischen Inhalte zu kurz kommen und der Schwerpunkt ganz beim Mentalen Training liegt, dann erscheint mir das ein wenig so, als ob wir Poesie schreiben wollen, bevor wir das Alphabet gelernt haben.

Alles in Allem macht es viel Sinn, dass jede schwangere Frau den Weg und den Kurs sucht, der zu ihr als Persönlichkeit und dem gewählten Geburtsort passt. Manche Frau mag es gerne pragmatischer, eine Andere mag´s vielfältiger und hat Lust, neue Methoden kennenzulernen. Viele Frauen genießen den Austausch und die Atmosphäre eines Kurses. Andere Frauen suchen eine individuelle Vorbereitung in Einzelstunden, in der ganz persönlich auf ihre Themen eingegangen werden kann.

Es ist gut, auch bei der Wahl eines Kurses nach dem „Bauchgefühl“ zu gehen. Das Schöne dabei ist: Unser „Bauchgefühl“ wird stärker in den Monaten der Schwangerschaft. Wir dürfen uns also durchaus erlauben, darauf zu hören.

 

Heidrun Haug-Schopf
Physiotherapeutin, Pädagogin M.A., NLP Master-Practitioner
Physiopraxis Kidler 19 – die Praxis rund ums Kinderkriegen

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