Die Hausgeburt. Gebor(g)en im eigenen Zuhause.
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten gehörte man zur absoluten Minderheit, wenn man sein Kind in einem Krankenhaus zur Welt brachte. Wozu auch? Es gab genug Frauen, die mit Erfahrung und Rat und Tat zur Seite standen, Krankenhäuser waren Mangelware und Hebammen gab es wie Sand am Meer.
Heute ist es genau andersrum. Zu Hause gebären? Nur was für Freaks, denken viele. Aber ist der Wunsch tatsächlich so ungewöhnlich, wenn die Schwangerschaft problemlos verlief, Mutter und Baby gesund und die medizinische Vorgeschichte der Mutter ohne Auffälligkeiten war? Nur 2% aller Schwangeren entscheiden sich für eine Hausgeburt.
Zuhause ist es doch am Schönsten. Eigenes Bett, eigene Toilette, gewohnte Umgebung und man kann machen, was man will. Gut – in einem Mehrfamilienhaus oder Altbau mit hellhörigen Wänden sieht die Sache schon ein wenig anders aus, aber selbst das stört manche Frauen nicht, wenn es darum geht eine selbstbestimmte Hausgeburt zu erleben (Zur Not verteilt man vorher an die Nachbarschaft Kopfhörer und Schokolade für die Nerven).
Zunächst einmal sollte man sich sehr intensiv mit der Hebamme und dem Arzt besprechen, um sich zu informieren, wie eine Geburt zuhause abläuft. Natürlich wird Euch, sobald Ihr von Euren Plänen erzählt, Gegenwind entgegen wehen. Die Risiken! Was, wenn es Komplikationen gibt?
Wichtig ist, dass Ihr beide gesund seid und das Kind in Schädellage liegt. Zwillinge dürfen es auch nicht sein, dafür sind die Risiken tatsächlich zu hoch, denn bei einer Hausgeburt wird auf Routinemaßnahmen wie Einleitung, CTG, regelmäßige vaginale Untersuchungen und venöse Zugänge verzichtet, um den natürlichen Geburtsprozess und den eigenen Rhythmus der Frau nicht zu stören. Beatmungsbeutel und Sauerstoff für das Baby gehören jedoch unbedingt zur Ausstattung der Hebamme dazu. Auch homöopathische Mittel und Akupunktur werden eingesetzt.
Der Grundsatz der Hausgeburt ist: Individualität. Jede Geburt wird von der Familie zusammen mit der Hebamme vorbereitet. Da der Ablauf jeder Geburt, egal ob in der Klinik oder zuhause einzigartig und nicht planbar ist, kommt die Hebamme sobald Du sie rufst und bleibt bei Euch, solange es dauert. Lediglich die Herztöne des Kindes werden kontrolliert. Sollte es zu Komplikationen kommen, dann wirst Du in die nächste Klinik verlegt. Ein Gynäkologe oder Kinderarzt ist bei der Hausgeburt nicht anwesend. Die werdende Mutter bestimmt, wen sie an ihrer Seite haben möchte.
Eine Hausgeburt kann, wenn vorher alle Risiken minimiert und keine medizinischen Bedenken bestehen, sicherlich eine alternative Geburtsform sein. Ihr solltet dies aber sehr früh- bereits ab der 12.-20. Schwangerschaftswoche mit Hebamme und Arzt besprechen, um gut darauf vorbereitet zu sein. Die Kosten für eine Hausgeburt übernimmt übrigens die Krankenkasse. Es gibt jedoch immer weniger Hebammen, die Hausgeburten durchführen, deswegen ist eine frühzeitige Suche oberstes Gebot.