Die Wehen. Der wahrscheinlich unangenehmste Muskelschmerz der Welt.
Es gibt zahlreiche Wehenarten und jede ist auf ihre Weise mehr oder weniger schmerzhaft. Doch so unangenehm diese erstaunliche Muskelkontraktion der Gebärmutter auch ist – sie ist das eigentliche Wunder des Geburtsprozesses, denn nur aufgrund der Wehen ist es dem Baby möglich dahin zu rutschen, wo es hin soll: Ans Licht der Welt!
Schon ab der 20. Schwangerschaftswoche startet der Köper mit Übungswehen. Quasi das Warm-Up für den Ernstfall, aber bei Weitem noch nicht so intensiv, wie bei der Geburt. Viele Frauen empfinden diese Wehen als harten Bauch, der nach ca. einer Minuten wieder weich wird. Kommt dies häufiger als drei Mal in einer Stunde vor oder es ist mit Ausfluss verbunden ist allerdings Vorsicht geboten: es könnten auch Frühwehen sein. Also lieber einmal mehr zum Frauenarzt gehen, um es abzuklären.
Ab der 36. Woche bringt sich das Baby dann langsam in die Startpostion, um die Reise nach draußen anzutreten. Die Vorwehen kündigen die Geburt an, die aber immer noch Wochen entfernt sein kann. Unregelmäßig ziept und zwackt es im Rücken und Leiste, das Baby drückt auf Blase und Uterus.
Doch es gibt auch angenehme Nebenwirkungen von Wehen. Bei den Senkwehen, die das Baby ins Becken der Mutter transportieren, fühlt sich die Mutter etwas freier: Man kann wieder mehr, als einen Keks essen, ohne sich papp satt zu fühlen, man schnauft nicht mehr wie eine Dampflok, weil die Lunge wieder mehr Platz hat und man muss nicht mehr gefühlt alle fünf Minuten auf Toilette, weil die Blase entlastet wird. Die Senkwehen können stunden-, tage- oder wochenlang auftreten.
Irgendwann um die 40. SSW geht’s los. Das Baby will langsam aus seiner Wohnung ausziehen. Dies kündigt es mit Eröffnungswehen an, die in regelmäßigen Abständen (erst 10, dann 5, dann 2,5 Minuten bis noch kürzer) und einem Höhepunkt zu erkennen sind. Die einen sagen, dass die Wehen leichter zu ertragen sind, wenn man sich ablenkt. Deswegen empfehlen Fachleute auch so lange wie möglich zuhause zu bleiben. Nochmal in Ruhe Haare waschen, Fingernägel maniküren (an die Füße kommt man ja ohnehin nicht mehr) oder ein Bad nehmen (aber bitte nur unter Aufsicht, damit Sie auch wieder herauskommen) – machen Sie, wonach Ihnen ist. Erst wenn die Wehen sehr schnell hintereinander kommen, dann sollten Sie sich auf den Weg in die Klinik machen. Sollten Sie sich nicht wohl fühlen oder Schmerzmittel benötigen, dann können Sie natürlich auch früher los.
Am Ende der Eröffnungsphase hat der Muttermund eine Weite von 10 cm! Jetzt beginnt die Austreibungsphase. Die Bahn ist nun frei für das Köpfchen, dass mit den jetzt einsetzenden Presswehen mit aller Kraft durch den Geburtskanal gepresst wird bis es am Ausgang der Vagina endlich das Licht der Welt erblickt. Ist der Kopf erst einmal durch dauert es nur noch wenige Presswehen, bis der Körper durchgerutscht ist (es wird Ihnen wie ein Spaziergang im Vergleich zum Kopf vorkommen). Endlich können Sie Ihr Baby im Arm halten. Das war Schwerstarbeit und als letzter Akt wird mit den Nachwehen nun noch die Plazenta abgestoßen. Diese Wehen erinnern an starke Menstruationsschmerzen – aber die stecken Sie mit links weg, denn die Glückshormone beim Anblick Ihres Babys lassen Sie alle Schmerzen sofort vergessen.
Sollten Sie Ihr Kind stillen, dann löst dies sogar nochmal sehr nützliche Nachwehen aus: Das Stillhormon Oxytocin sorgt dafür, dass sich die Gebärmutter zurückbildet und Blutungen gestoppt werden. Wehen sind also besser, als ihr Ruf. Sehen Sie sie als Freund und Begleiter zu ihrem Baby und schon sind sie sympathischer, als wenn man gegen sie ankämpft!