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Ruth Ulses Logopädie

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Sprachtherapie für Kinder & Jugendliche

Gerade im Kindergarten oder auch im Gespräch mit anderen Eltern erhält man des öfteren einen „gut“ gemeinten Rat, dass mit der Sprachentwicklung des Kindes etwas nicht stimmt. Häufig ist man als Elternteil verunsichert und im Unklaren darüber, inwieweit ein Sprachtraining notwendig ist.

Wann ist der richtige Zeitpunkt? Welche Anzeichen gibt es? Wie ist der Therapieablauf?

Umfassende Informationen hierzu sowie zu den Möglichkeiten einer tiergestützten Therapie gibt uns Ruth Ulses, Inhaberin der Logopädie-Praxis Ruth Ulses in unserem Interview.

Frau Ulses, Sie bieten in Ihrer Praxis für Logopädie unterschiedliche Sprachtherapien und -trainings. Wann ist eine logopädische Therapie sinnvoll bzw. ab wann sollten Eltern logopädischen Rat oder Unterstützung suchen?

Eltern haben ein sehr gutes Gefühl dafür, ob die Entwicklung ihres Kindes sich im Rahmen befindet. Erster Ansprechpartner ist in diesem Fall der Kinderarzt. Dieser kann ein Rezept über eine logopädische Behandlung ausstellen. Ab wann eine logopädische Unterstützung indiziert ist, kann so pauschal nicht beantwortet werden. Sie kann bereits bei ganz kleinen Babys helfen, die Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme haben.

Einen großen Meilenstein in der Sprachentwicklung stellt das Alter von 2 Jahren dar: Kinder sollten mit zwei Jahren über einen aktiven Wortschatz von mindestens 50 Wörtern verfügen. Dabei zählen auch eindeutig zuordenbare Wörter wie z.B. „wau“ für Hund oder „ba“ für Ball als Wort. Die Aussprache muss nicht korrekt sein. Außerdem sollten Kinder in diesem Alter beginnen, zwei Wörter aneinander zu reihen (Beispiel: ba ham – Das Kind möchte den Ball haben). Oft rufen uns besorgte Mütter an und schildern ihre Probleme. Gerne stehen wir mit Rat zur Seite. Eine wirklich profunde Aussage kann aber nur nach persönlichem Kontakt getroffen werden.

In unserer Praxis unterstützen wir bei unterschiedlichsten Sprach- und Sprechstörungen. Dazu zählen Störungen der Aussprache (Lispeln, Vertauschen von Buchstaben wie „tomm“ statt „komm“…) aber auch Schwierigkeiten im Erwerb von Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis sowie Störungen der auditiven Wahrnehmung und -verarbeitung.

Einen weiteren großen Bereich in unserer täglichen Arbeit stellen die kindlichen Schluckstörungen dar, auch myofunktionelle Störungen genannt. Dabei werden die Kinder in der Regel im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung von ihrem Zahnarzt oder Kieferorthopäden an uns verwiesen. Grund dafür ist der Verdacht, dass die Zunge bei geschlossenem Mund in Ruhe gegen an den unteren oder oberen Schneidezähnen liegt und dann auch beim Schlucken gegen diese drückt. Mann muss sich einmal vorstellen: die Zunge drückt beim Schlucken mit einer Kraft von 2 kg – und das in wachem Zustand ca. 2 mal pro Minute. Kein Wunder dass dieses pathologische Schluckmuster die Entwicklung des Kiefers negativ beeinflusst. Folgen sind Zahnlücken, Kieferfehlstellungen oder ein offener Biss. Häufig atmen diese Kinder mit offenem Mund, sie haben zu wenig Spannung im Bereich der oro-fazialen Muskulatur. Mit kleineren Kindern arbeiten wir hier sehr erfolgreich nach dem Konzept NF!T (Neurofunktionstherapie nach Elke Rogge). Dabei wird sehr ganzheitlich und spielerisch vorgegangen. Bei älteren Kindern ab ca. 9 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen wählen wir ein direktes Vorgehen (SZET: Schlucken und Zungenruhelage effizient therapieren), welches zu sehr raschen und vor allem nachhaltigen Erfolgen führt.

In letzter Zeit häufen sich Anmeldungen von Erwachsenen, die in ihrer Jugend bereits erfolgreich kieferorthopädisch behandelt wurden, aber diese Erfolge aufgrund der Zungenfehlfunktion beim Schlucken und der falschen Zungenruhelage nicht nachhaltig sind.

 

Wie ist der Ablauf der Therapie und wie viele Einheiten sind in der Regel notwendig

Hat Ihnen Ihr Kinderarzt eine logopädische Behandlung empfohlen und vielleicht sogar schon ein Rezept ausgestellt, wird telefonisch ein Termin zum Erstgespräch (beide Eltern oder in der Regel ein Elternteil mit Kind) vereinbart. Anliegen werden geklärt, die allgemeine Entwicklung des Kindes besprochen und mit der Diagnostik begonnen. Eine logopädische Diagnostik kann je nach Ausprägung des individuellen Behandlungsbedarfes auch mehrere Therapieeinheiten in Anspruch nehmen. Nach erfolgter Auswertung der Diagnostik erfolgt ein Elterngespräch, in welchem gemeinsam die ersten Therapieziele abgesteckt werden.

Eine logopädische Behandlungseinheit dauert 45 Minuten. Davon arbeiten wir in der Regel 40 Minuten mit dem Kind alleine und berichten in den letzten 5 Minuten über Ziele und Inhalt der Stunde sowie darüber, wie dieses Therapieziel durch häusliches Üben unterstützt werden kann.

Bei manchen Störungsbildern ist es sinnvoll, dass die begleitende Person während der ganzen Stunde anwesend ist. So z.B. im Rahmen der NF!T, wo Eltern genau angeleitet werden, wie sie die Übungen zu Hause durchführen können. So ist ein rascherer Fortschritt gewährleistet. Prinzipiell ist unser Therapieraum immer für Eltern offen, die sich einen Einblick verschaffen wollen!

Anhand der Fülle an logopädischen Behandlungsfeldern kann man keine Aussage über die Anzahl der benötigten Einheiten treffen. Diese können zwischen 10 Einheiten und einer jahrelangen logopädischen Begleitung liegen. Manchmal ist auch nur eine Beratung und somit ein Treffen über 2-3 Einheiten nötig, um den Eltern Tipps zur Unterstützung der Sprachentwicklung zu geben.

 

Sie haben zudem zwei Therapiehunde. Wann empfehlen Sie eine tiergestützte Therapie? Wie unterscheidet sich diese Therapieform von einer herkömmlichen Therapie?

Meine beiden Therapiebegleithunde Eddie und Oscar werden auf Wunsch des Patienten unterstützend in der logopädischen Behandlung eingesetzt. Niemand, der es nicht wünscht, muss mit den beiden in Kontakt treten. Das passiert aber äußerst selten!

Prinzipiell kann der Hund fast immer sinnvoll in der Behandlung eingesetzt werden. Durch ihn werden in der Therapie nicht nur sprachliche, sondern auch eine Vielzahl anderer Kompetenzen gestärkt werden. Große und kleine Patienten haben aufgrund ihrer sprachlichen Defizite oft frustrierende Erlebnisse im Kontakt mit anderen Menschen. Der Hund nimmt jeden Menschen ohne Vorurteile an. Alter, Herkunft, Kleidung, Sprache…. sind ihm gleichgültig. Er nimmt uns so an, wie wir sind!

Durch die Wertschätzung des Hundes erfährt der Patient das Gefühl, gebraucht zu werden. Sicherheit und Selbstvertrauen können wachsen. Und das ist die beste Basis für Entwicklung! Durch das gemeinsame Thema Hund gelingt meist ein rascherer Einstieg in die Therapie. Der Fokus wird weg von der Störung auf das Thema Hund gelenkt. Und wer ist nicht glücklich, wenn er so freudig empfangen wird, wie das fast nur ein Hund kann? Darf der Patient eine Aufgabe für den Hund lösen, wie z.B. ein Leckerli sammeln und später füttern, wenn ein bestimmter Laut gehört wurde, steigt die Anstrengungsbereitschaft deutlich und die Übungsfrequenz erhöht sich.

Auch kann ich durch den Einsatz des Therapiebegleithundes meine Behandlung noch ganzheitlicher und abwechslungsreicher gestalten. So fördert das Ertasten bestimmter Leckerli-Formen die taktile Wahrnehmung, die Hör-Merk-Spanne kann durch Merken der Reihenfolge der Leckerlis geübt werden. Eddie würfelt, welche Bildkarte gezogen und benannt werden darf (z.B. in der Artikulationstherapie). Die Präpositionen auf, unter, neben, vor, hinter können erfahren werden, indem sie an entsprechende Stelle in Beziehung zum Hund gelegt werden – gefressen werden dürfen sie erst auf ein bestimmtes Kommando des Kindes. Die Einsatzmöglichkeiten sind unendlich.

Diese Therapieform hat nicht nur viele positive Effekte, sondern macht den Kindern großen Spaß! Und ist das nicht die beste Voraussetzung für erfolgreiches Lernen?

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